Die Darmmikrobiota ist eine Sammlung von Mikroorganismen, die die Magen- und Darmschleimhaut (hauptsächlich die Darmschleimhaut) besiedeln und ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Körpers sind. Derzeit gilt die Darmmikrobiota als „Superorgan” mit vielen Funktionen im menschlichen Körper: Sie ist verantwortlich für die Entwicklung und das Funktionieren des Immunsystems, insbesondere der angeborenen Immunität, die Entwicklung der Darmepithelbarriere, die Induktion entzündungshemmender Zytokine, die Produktion von Vitaminen (hauptsächlich von B-Vitaminen und des Vitamins K), die Verdauung und Absorption von Nährstoffen (unter anderem Fett und Cholesterin) und den Stoffwechsel vieler Verbindungen wie Gallensäuren und Cholesterin (Valdes et al. 2018). Auf diese Weise ist die Darmmikrobiota in der Lage, den Wert des Gesamtcholesterins, LDL-Cholesterins, HDL-Cholesterins, der Triglyceriden und des Nicht-HDL-Cholesterins im Serum, d. h. die wichtigsten Indikatoren für das kardiovaskuläre Risiko, zu regulieren.

Strategien zur Prävention atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankungen werden durch eine kardiovaskuläre Risikobewertung bestimmt. Die Behandlungsstrategie für Patienten mit einem hohen und sehr hohen kardiovaskulären Risiko wurde sehr genau definiert und erfordert eine sofortige pharmakologische Behandlung. Entscheidungen über eine medizinische Behandlung bei Gruppen mit niedrigem und mittlerem Risiko erfordern zunächst eine Bewertung der Wirksamkeit von Lebensstilinterventionen und die Berücksichtigung mehrerer zusätzlicher Faktoren, die das Risikoniveau beeinflussen. Solche Entscheidungen können von einer Modifikation der Zusammensetzung der Darmmikrobiota abhängen, die durch eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten, Steigerung der körperlichen Aktivität und Anpassung verschiedener anderer Aspekte der Lebensweise, sowie durch die orale Einnahme von Probiotika erreicht wird. 

Die Ergebnisse randomisierter, kontrollierter Doppelblindstudien weisen darauf hin, dass die orale Verabreichung ausgewählter probiotischer Stämme die Spiegel einzelner Lipidfraktionen, einschließlich des LDL-Cholesterins und des Gesamtcholesterins, im Serum verändern kann (Gadelha und Bezerra, 2019). Zu den Arten mit bekannten positiven Auswirkungen auf das Lipidprofil gehören Lactobacillus plantarum und Bacillus coagulans (Costabile et al. 2017, Fuentes et al. 2013, Majeed et al. 2016).